Wie moderne Mobilität Deutschland krisensicher machen kann

Um Dich nicht unnötig auf die Folter zu spannen: wir werden unabhängiger von Krieg und Krisen durch autonomes UND geteiltes Fahren!

Foto von revac film’s&photography

Im Einzelnen:

Es ist weithin bekannt: neben der Caritas ist die deutsche Automobilindustrie der größte Arbeitgeber, sofern ich auch alle Zulieferer hinzuzähle. Die Sache hat also Gewicht.

Sie ist leider so aufgebaut, dass nicht nur alles just-in-time geliefert werden muss, sondern auch just-in-sequence.

Vulnerabilität durch hochgezüchtete Lieferketten

Das ist nichts anderes, als dass sich die individuellen Kundenwünsche auch im Fließbandprozess niederschlagen, indem am Fließband jeweils die immer individuellen Teile zur Montage ankommen: Wenn der rote Golf montiert wird, kommt der rote Außenspiegel exakt in diesem Moment am Band an. Der Golf danach ist silber, also kommt genau in dem Moment der silberne Spiegel an.

Der Effekt: Wenn auch nur ein Teil fehlt oder falsch ist, stockt das System. Entweder muss es angepasst, also der Prozess umorganisiert werden, sodass wenigstens das, was da ist, verbaut werden kann. Oder aber es stockt komplett, wenn ein kritisches Level der Nicht-Verfügbarkeit erreicht wurde.

Warum ist das so? Nun: Die Kunden wollen das so. Sie wollen individualisierte Modelle.

Dass sich nur wenige Privatleute einen Neuwagen gerade der deutschen Hersteller auch leisten können, ist dabei ein weiterer Aspekt, der die Perversion des Systems deutlich macht.

Firmen „subventionieren“ Firmen durch Firmenwagen. Aber das nur am Rande, wenngleich es die enge Vernetzung der beteiligten Akteure illustriert.

Was hat das nun mit #Krisenfestigkeit zu tun?

Zunächst ist es die schiere Größe der deutschen Automobilindustrie, die – zusammengenommen – nahezu den Charakter einer ökonomischen Monokultur hat. Sie ist so groß, dass deren Störung viele mitreißt, wie wir gerade in der Ukrainekrise (im Krieg!) wieder sehen, nachdem schon das Coronavirus für Engpässe in den Lieferketten gesorgt hat.

Individualität und Statussymbolik

Daneben wird niemand den Deutschen ihren Wunsch nach Individualisierung im Autokonsum so schnell austreiben können. Es geht hier um Statussymbolik (auch wenn sich das gerade ändert) und die Firmenwagenprinzipien sind ebenso aufgebaut:

Je nach Position darfst Du Dir eine andere Klasse aber vor allem auch andere (mehr!) Extras aussuchen, inkl. der Farben. Es muss ja schließlich erkennbar sein, wer der Chef ist!

Würde sich nun aber die Mobilität ändern, könnte (!) sich auch deren Wahrnehmung und symbolische Einordnung ändern — nur leider kann sich dann keiner mehr auf seinen Dienstwagen etwas einbilden.

Die Lösung

Um beim Thema zu bleiben: Es gibt m.E. nur einen sinnvollen, weil radikalen Ansatz in der Mobilitätswende, der zugleich auch voraussetzungsvoll ist (aber was lieben wir Deutsche mehr als Veränderung?), nämlich:

Die autonom fahrende UND geteilte Mobilität!

Autonom heißt, wir haben autonom fahrende Fahrzeuge, die keinen (!) Fahrersitz mehr haben.

Das emotional abgreagierende Fahren wäre damit Geschichte.

Dafür haben diese Kisten dann ein Bett (!), denn jetzt ist ja Platz in dem Wagen.

Dort lässt sich wunderbar dem produktiven oder hedonistischen Tun frönen, während „vorne“ (das gibt es ja nun nicht mehr) der Computer lenkt und bremst.

Dieser stimmt sich zugleich mit allen anderen Straßenteilnehmer*innen per Netzwerk ab, sodass niemand mehr totgefahren wird (etwa weil ein menschlicher Fahrer im konventionellen Fahrzeug glatt die rote Ampel auf dem Berliner Ku’damm übersieht und drei Omas mitnimmt).

Und noch eines: das Ganze findet in einem Shared Car statt, also in einem geteilten „Mietwagen“, der nach jeder Reinigung einfach weitergeschickt wird.

Weitreichende positive Folgen für alle

Das erspart mind. 30 % der jetzigen Fahrzeuge und schafft gestiegene Innenstadtqualität, weil die Karren ja nicht mehr vor der Tür ungenutzt warten müssen – und nachts stehen sie vor den Toren der Stadt auf wesentlich weniger Raum, weil es ja wesentlich weniger sind.

Hinzukommt: Man braucht keine Parkhäuser und keine Tiefgaragen unter den Wohngebäuden, keine Versicherungen für Schäden (da hat der Betreiber so viele Autos, dass man nicht versichern muss…) usw.“ (Danke an Gunter Dueck für diese Ergänzung).

Es ist offensichtlich, dass solche Gefährte nicht unbedingt in endlosen Varianten auf den Markt kommen müssen, auch wenn es sicher unterschiedlich große Modelle geben muss – meinetwegen auch in unterschiedlichen Farben.

In der Konsequenz aber plant der Hersteller eher in größeren Chargen, als jeweils ein einheitliches Produkt auf das Fließband zu setzen.

Das Ende der Vulnerabilität

Just-in-Sequence also wäre weitgehend Geschichte — was seine Vulnerabilität anginge. Denn natürlich würde der Kostenvorteil nicht von den Herstellern aufgegeben und diese würden auch keine Lager bauen.

Doch wenn es mal zum Stocken kommt, ist das nicht so tragisch, denn „stocken“ hieße dann das Fehlen von wenigen baugleichen (!) Teilen (vgl. oben).

Das hätte dann nur einen Effekt auf die Stückzahlen und nicht auf den Produktonsprozess insgesamt.

Got it?

Gut.

Massig neue Jobs

Nur, was ist dann mit all den Jobs, welche durch die geringere Menge verloren gingen und auch die Logistikbranche würde ja evtl. (nur eine Vermutung!) an Komplexität verlieren, was dann ebenfalls Potenziale für Freistellungen (nur ein Euphemismus für Entlassungen) bergen könnte?

Kurz gesagt: es würden massig neue Jobs im radikal autonomen shared Fahren entstehen.

Dieser Sektor wäre ein so enormer Technologietreiber, dass sich Deutschland gar nicht so schnell auf Anfragen aus dem Ausland einstellen können würde.

Dazu gehören m.E. und unter anderem folgende:

#IoT – also Internet der Dinge, die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen (schon ein riesiges Feld für sich).

#Design: Es müssten völlig neue, weil bis hierhin noch nie dagewesene Fahrzeugkonzepte her, denn es „fehlt“ ja der Steuersitz, den nun keine Sau mehr braucht

#Materialwissenschaft: Die Dinger müssen super leicht gereinigt werden können, am besten per Hochdruckreiniger im Innenraum (etwa wenn ne Koksparty stattfand).

#Sensorik: …und das Auto müsste das am besten für sich selbst erkennen, dass es mal wieder eine ordentliche Dusche braucht. Es fährt dann gleich selbst zur Putzstation!

Und die Individualisierung?

Tja, die – man glaubt es kaum – wird es dennoch geben. Denn Du willst doch Deine Musik in dem Fahrzeug genießen, Deine Filme gucken (natürlich hat das Ding nen riesigen Screen) und Deine Dokumente bearbeiten!

Das alles bedarf einer ausgeklügelten #Cloudtechnologie, der die Deutschen ja von Natur aus skeptisch gegenüberstehen.

Umso sicherer muss sie sein!

Und da kämen dann #Quantencomputer (ja, da steuern wir drauf zu, egal, was Du gehört hast) ins Spiel — und schwupps wären wir schon wieder Weltmarktführer.

Nur, das will sich die Masse irgendwie nicht so recht vorstellen wollen, weil der Besitz eines individualisierten Gefährtes einfach geiler sein soll.

Ich frage mich: wirklich?

P.S.: Du willst dennoch Rennen fahren oder querfeldein mit einem Vierradantrieb? Dann bleiben Dir dafür private Strecken vorbehalten. Du siehst, es gibt für alles eine Lösung.

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